Archibald Ferguson heißt der jugendliche Held von Paul Austers neuem Roman, und er kommt darin gleich viermal vor, in raffinert verwobenen Variationen seines Lebens nach dem Motto: Was wäre geschehen, wenn…? So entwirft Auster ein grandioses, episches Porträt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Amerika, einen Roman, in dem seine wichtigsten Themen versammelt sind – sein Opus Magnum.
Ich habe dieses Buch immer als sehr reizvoll angesehen, wollte es gern lesen aber eigentlich auch nicht. Das Nicht lässt sich leicht erklären, es ist gewaltig! Das Buch umfasst 1258 Seiten und wiegt enorm viel. Dennoch war die Fügung gut und es wurde als Werk in meinem Literaturclub vorgeschlagen und schon lag es bei mir auf dem Tisch. Das Problem war, ich konnte es wirklich nur im Sitzen lesen, es ist für alle anderen Lesehaltungen einfach viel zu schwer. Als reizvoll habe ich es immer angesehen, da es in seinem Umfang eine Herausforderung
darstellt, das Cover ist geradlinig und verrät nichts über den Inhalt und die Kommentare zu dem Buch waren durchweg positiv, zumindest die, die ich gelesen habe.
Zu Beginn hatte ich etwas Angst vor dem Buch, aber ich wurde sehr schnell eines Besseren belehrt. Ich hatte Freude beim Lesen, habe jeden einzelnen Protagonisten lebhaft verfolgt und war von Beginn an gefesselt und voll dabei.
4321 beginnt mit der Einreise eines jüdischen Mannes namens Ichabold in den USA am Anfang des 20. Jahrhunderts. Es gibt ein einleitendes Kapitel, in welchem die wichtigsten Informationen der Familiengeschichte der Fergusons dargelegt werden. Der Roman beginnt dann mit der Geburt des Hauptprotagonisten und es folgen vier unabhängige aber dennoch miteinander verwobene Versionen von Archibald Fergusons Lebens. Als Leser durchläuft man immer vier verschiedene Möglichkeiten seines Lebens, was der Frage: „Was wäre wenn…“ eine ganz neue Sicht verleiht. Jedes Kapitel hat den gleichen Startpunkt und entwickelt sich dann fortlaufend unterschiedlich. Die Kapitel sind in die unterschiedlichen Altersphasen von Archibald unterteilt und stellt sein Leben, mal länger und mal kürzer, umfassend dar. Wir erleben seine Erfolge und Misserfolge, Liebes- und Glücksmomente, Tod und Trauer und bekommen so nicht nur einen Einblick in sein Leben, nein auch in die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten der USA in den 50er und 60er Jahren.
Im Großen und Ganzen möchte ich mich bei meinen Schilderungen nicht zu sehr im Inhalt verlaufen, ich möchte euch sagen, dass mich das Buch neugierig gemacht hat. Neugierig auf den Autor! Ich habe mich immer wieder gefragt: Wie viel von Paul Auster steckt in jedem einzelnen Ferguson?
Mein Fazit: Lest es! Nehmt euch Zeit, aber lasst euch nicht zu viel Zeit, man neigt dazu Inhalte zu vergessen oder sie zu vermischen.
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